Rückblick. Ausblick. Umbruch
Das 3. Jahr mit Corona und der geplante Umbau der Therme
Ein Interview zum Jahresauftakt mit Geschäftsführer Ernst Volkhardt
Das zweite Jahr, das voll und ganz im Zeichen der Corona-Pandemie stand, liegt hinter uns. Und wieder war es ein schwieriges Jahr für alle, die im Tourismus arbeiten. Wie sehen Sie das rückblickend für die NaturThermeTemplin?
EV: Nachdem wir im ersten Jahr COVID-19 Mitte März und ab November 2020 schließen mussten, durften wir im Jahr 2021 erst Mitte Juni wieder öffnen. Wir waren also insgesamt fast elf Monate ohne Betrieb und unsere Kolleginnen und Kollegen zuhause. Eine sehr unbefriedigende und schwierige Situation. Für unsere Mitarbeitenden bedeutete dies neben den Einbußen im Gehalt auch einen Stillstand, den sie so nicht gewohnt waren. Darüber hinaus haben uns ein paar Kolleginnen und Kollegen auch verlassen, um in anderen Branchen ihr Glück zu finden.
Für eine Einrichtung wie die Therme gibt es aber keinen Stillstand. Da wir nicht wussten wie lange uns diese behördliche Schließung begleitet, haben wir das Wasser in den Becken behalten, die Umwälzung und Heizung lief weiter und auch die täglichen Kontrollen wurden durchgeführt. Wir sind eben keine Einrichtung, die man einfach abschließen kann und nach ein paar Monaten wiederkommt. Wenn man das tut, ist die Gefahr von Schäden an Becken, Leitungen, Filtern und Pumpen viel größer, was im Anschluss zu erheblichen Mehrkosten für Instandhaltungen führen würde. Diese Situation bedeutet aber auch, dass die Kosten in erheblichem Maße weitergelaufen sind, trotz Kurzarbeit. Konkret haben wir seit März 2020 pro geschlossenen Monat knapp 100 T€ verloren. Bei insgesamt elf geschlossenen Monaten kommt hier eine ordentliche Summe zusammen. Erschwerend kommt hinzu, dass wir als kommunale GmbH aus den Überbrückungshilfen des Bundes herausgefallen sind, weil der Bund hier die Kommunen in die Pflicht genommen hat.
Wir sind also sehr dankbar und froh, dass uns die Stadt Templin als 100 % Gesellschafter unter die Arme gegriffen und zum ersten Mal in 20 Jahren (!) mit einem Zuschuss zu den Betriebskosten ausgeholfen hat. Entgegen manchen Mutmaßungen kamen wir als eine der wenigen Einrichtungen dieser Art bisher nämlich 20 Jahre ohne jährlichen Zuschuss aus – bis wir aufgrund von COVID behördlich geschlossen wurden. Gerade in Anbetracht der vielfältigen Herausforderungen der NTT war diese Unterstützung sehr wichtig und wir sind der Stadt Templin, dem Bürgermeister, dem Aufsichtsrat, der Stadtverwaltung und auch allen Stadtverordneten sehr dankbar für diese Hilfe.
Neues Jahr, neues Glück heißt es immer. Herr Volkhardt, wie war der Start 2022 für die NTT?
EV: Das Jahr 2022 verlief in Anbetracht der Einschränkungen bisher zufriedenstellend. Die Restriktionen durch die Ermittlung der Kontaktdaten sowie den Zugang ausschließlich für Gäste, die geimpft oder genesen sind, verringern die Anzahl der potenziellen Gäste. Erschwert wird das noch dadurch, dass Brandenburg auf dem vorletzten Platz bei der Impfquote liegt, was den Kreis der Gäste weiter einschränkt. Wenn man sich diese Punkte vor Augen führt, sind wir durchaus zufrieden mit den Besucherzahlen seit der Wiedereröffnung Mitte 2021 und auch mit dem Beginn 2022.
Auch das seit September 2021 eröffnete neue Angebot mit OTTIs Spielewelt wird sehr gut angenommen und erhält großartiges Feedback unserer Gäste. Das Angebot ist eine klasse Ergänzung für uns als die einzig familienorientierte Therme in Brandenburg.
Trotz Corona ist die Therme an Wochenenden und in den Ferien gut gefüllt. Gibt es derzeit keine Beschränkungen aufgrund der aktuellen Verordnung?
EV: Selbstverständlich gibt es die. Neben den oben genannten Punkten der Kontaktdaten und 2G haben wir auch weiterhin nur 2/3 unserer Kapazitäten. So wurde es mit dem Gesundheitsamt im Rahmen des Hygienekonzeptes schon bei der ersten Neueröffnung 2020 abgestimmt und so gilt es nach wie vor. Das ist neben der Kontrolle der Daten und des Status der Hauptgrund, warum die Wartezeit am Einlass länger ist. Denn wenn die NTT voll ist, müssen neue Gäste natürlich warten, bis andere Gäste herauskommen. Das ist gerade bei Regen und in den Ferien bzw. am Wochenende ärgerlich, aber war auch schon vor COVID so – so ein Haus hat nun mal nur eine bestimmte Anzahl an Plätzen. Nur, dass der Zeitpunkt nun früher erreicht ist, da uns ja 1/3 der Kapazitäten fehlt. Wir stellen jedoch schon fest, dass die Gäste durch COVID sensibler sind und eher mal das Gefühl haben, es wäre „zu voll“. Aber seien Sie sicher, wir lassen nur die Anzahl an Gästen ein, die auch im Rahmen unseres Hygienekonzeptes gestattet sind. Im Übrigen wurden wir auch schon mehrfach vom Gesundheitsamt kontrolliert und für die vorbildliche Umsetzung gelobt. So erleben das die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes wohl nicht überall.
Im Zuge der Pandemie haben manche Freizeiteinrichtungen die Option eingeführt, vorab feste Zeitfenster für den Besuch buchen zu können. War das für die Therme auch eine Überlegung, um beispielsweise die Wartezeit am Einlass zu verkürzen?
EV: Das war eine Überlegung und ist es auch weiterhin. Wir merken an den Gesprächen mit den Gästen aber durchaus, dass diese es als sehr positiv betrachten, keinen Termin buchen zu müssen. Von daher werden wir es in der Zukunft – wenn überhaupt – nur als Variante anbieten und nicht ausschließlich. D.h. konkret, dass ein bestimmtes Kontingent vorab gebucht werden kann, aber auch ein Kontingent frei bleibt für spontane Gäste. Anders halten wir es auch für kaum praktikabel. Denn man darf ja bei Einrichtungen mit zeitlichen Kontingenten nicht vergessen, dass Gäste auch immer unbewusst oder gar mit Absicht länger drinbleiben können. Wenn also bspw. alle Zeitkontingente von 10 – 12 Uhr belegt sind, man selbst aber eine Zeit 12 – 14 Uhr bucht und der Gast der „auf der Zeit ist“ nicht herauskommt, kommt man ja trotzdem nicht rein – denn die maximalen Kapazitäten des Gebäudes gibt es ja dann auch in dem Fall, was ich zuvor schon beschrieben habe. Also müsste man Kapazitäten freihalten, die für solche Fälle oder aber spontane Gäste genutzt werden können. Wenn man aber permanent Kapazitäten freihält, verliert man Umsatz oder muss diesen dann auf die anderen Gäste aufschlagen.
Man sieht also, der Fall ist nicht so einfach gelagert, wie sich manche/r das vorstellt. Für die Zukunft werden wir aber erstmal die technischen Voraussetzungen schaffen und womöglich etwas in diese Richtung anbieten.
Wir erleben gerade in vielen Bereichen des täglichen Lebens deutliche Preissteigerungen. Auch die NTT hat ihre Preise angepasst und sogar einen Wochenendzuschlag für Erwachsene eingeführt. Das stößt bei den Gästen sicher nicht auf Verständnis…
EV: Hierzu muss man ein wenig zurückgehen. Die NTT hatte vor COVID fast 10 Jahre die Preise nicht angepasst und alle Kostensteigerungen übernommen, sei es bei den Personal- oder Energiekosten, bei externen Dienstleistern oder aber bei der Materialbeschaffung. Irgendwann war dies nicht mehr möglich und wir mussten moderat anpassen. Dann kam COVID noch dazu. Wie oben schon beschrieben, haben wir monatlich knapp 100 T€ Verlust gemacht und selbst nach der Öffnung durften wir unsere Einrichtung nicht auslasten. Aber die Kosten sind ja trotzdem da und zum Teil massiv gestiegen, egal ob man Energie, Reinigung oder Verbrauchsmaterial betrachtet. Wie bereits erwähnt, müssen wir uns selbst finanzieren und hierfür sind der Eintritt und die Preise für Speisen und Getränke die einzigen Hebel. Ja, auch wenn wir uns das anders wünschen, sind Steigerungen beim Preis unabdingbar, um die Einrichtung erfolgreich zu betreiben und die notwendigen Instandhaltungen durchzuführen.
Der Zuschlag am Wochenende ist ein erster Schritt hin zu dynamischen Preisen, wie man sie bspw. von Hotels, Flügen und Co. seit Jahrzehnten kennt. Für die Zukunft wird das sicher nicht nur bei uns noch zunehmen, dass die Preise in schwächer besuchten Zeiten günstiger werden und in stärker besuchten Zeiten teurer. Denn gerade in Anbetracht von Situationen wie COVID-19 ist es umso wichtiger, die eingesetzten Ressourcen effizient zu nutzen, um die Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht noch weiter stark steigen zu lassen.
Ein weiterer Punkt, der öfter für Unmut bei den Gästen sorgt, ist die Gastronomie – zu lange Wartezeiten, zu wenig „gesundes“ Angebot, nun gibt es seit wenigen Monaten an der Saunabar auch keine warmen Speisen mehr. Woran liegt das?
EV: Zu der Frage müssen wir weit zurückgehen und beginnen mal mit der Sauna: Bei der Planung und dem Bau der Therme war es von Beginn an so geplant, dass die Gäste ins Bad gehen und sich dort mit Speisen versorgen – Saunagäste haben den Eintritt in das Solebad ja seit jeher inklusive. Der Tresen an der Sauna war und ist ein reiner Getränketresen und es gab dort auch keine Küche. Dann wurde die Gastronomie leider für viele Jahre verpachtet und die verschiedenen Pächter haben dann mehr schlecht als recht die Versorgung gewährleistet, u.a. auch mit warmen Speisen in der Sauna, was zu großen technischen Problemen geführt hat. Denn weder ist der dortige Tresen noch der rückwärtige Bereich dafür ausgestattet. Nun kam die Situation mit COVID hinzu und somit sind wir aus verschiedenen Gründen, u.a. die personelle Ausstattung sowie der erzielte Umsatz an der Saunabar, zur ursprünglichen Planung zurückgekehrt. Es gibt also kleine Snacks, bspw. Wraps, Kuchen und Co., aber keine warmen Speisen. Diese können sich die Gäste im Solebad holen und dort verzehren, oder aber auch mit in den Saunabereich nehmen. Wir denken, das ist nur eine Frage der Gewohnheit und wird sich wieder einspielen.
Zur Frage der Wartezeiten müssen wir leider auf unser fehlerhaftes Kassensystem verweisen, welches wir in der nun folgenden Schließzeit tauschen werden. Dies ist eine nicht unerhebliche Investition, aber die Lösung dieses wichtigen Themas ist uns das wert. Der Grund liegt hier in einer technischen Steuerungseinheit, womit die Finanzämter direkt auf die Kassen zugreifen können. Diese musste zu Beginn des Jahres 2021 installiert werden, als wir geschlossen waren. Somit konnte kein Live-Betrieb getestet werden und seitdem wir wieder geöffnet haben, gibt es damit Probleme. Da unser aktueller Anbieter diese nicht gelöst bekommt, wechseln wir den Anbieter. Der Wechsel bringt aber auch noch weitere Vorteile, bspw. die oben schon angesprochenen digitalen Tickets und den möglichen Verkauf vorab.
Zu den gesunden Speisen kann ich nur auf die Gäste verweisen. Wir testen immer mal gesunde Speisen, bspw. Bulgursalat oder unsere vegetarische Bolognese. Aber wenn wir uns dann unsere Liste mit den meistverkauften Speisen anschauen, sind es nun mal Currywurst, Pommes, Schnitzel, Nuggets und Co. – also warum sollen wir etwas anbieten, was niemand möchte und wir dann zum Großteil vernichten müssen? Ich persönlich lebe auch vegetarisch, teils vegan und würde mir das im Sinne der Gesundheit der Gäste auch anders wünschen, aber am Ende des Tages muss der Köder dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. 😉
An der Qualität arbeiten wir aber permanent. Hier gibt es ständig Potenzial zur Verbesserung, allein schon aufgrund der klimatischen Bedingungen mit der hohen Luftfeuchtigkeit und Co. – wir versuchen auch bspw. Pommes, Schnitzel und Co. immer für jeden Gast frisch zuzubereiten, aber bei ein paar hundert Gästen, die in kurzer Abfolge essen wollen, funktioniert das natürlich nicht.
Um die Therme attraktiver zu machen und den Gästen mehr Erlebnis und Erholung zu bieten, hat bereits Ende letzten Jahres ein groß angelegter Umbau begonnen. Nun soll die Therme ab dem 04. April bis Ende Juni 2022 komplett geschlossen werden. Was genau passiert in den 3 Monaten? Bekommt das Bad dann auch echte Pflanzen?
EV: Kurzversion: in den drei geschlossenen Monaten passiert das, was nicht parallel zum Betrieb umgesetzt werden kann. Exemplarisch sind hier das Foyer, die Umkleide, das neue Ruhedeck über der Gastronomie oder auch die neuen Duschen zu nennen. In der Sauna bekommen die Ruheräume ein wenig mehr Atmosphäre, die Saunen erhalten Themen und auch die Dampfbäder werden renoviert. Aber nein, echte Pflanzen würden bei der Luftfeuchtigkeit und der Sole in der Luft keinen Sinn ergeben, die würden kurzerhand absterben. Man hat das nach der Eröffnung der NTT im Jahr 2000 probiert, aber ist dann schnell zu Kunstpflanzen gewechselt.
Und wie geht es danach weiter? Wann dürfen denn die Otter einziehen?
EV: Die restlichen, wesentlich größeren sowie umfangreicheren Maßnahmen passieren während des Betriebes und werden Schritt für Schritt bis zur Sommersaison 2023 fertig sein, hier sind u.a. der neue Kinderspielpatz und das Ottergehege zu nennen. Manches wird aber auch schon zur Wintersaison fertig sein, bspw. das neue Kinderspielhaus mit Wasserspielplatz. Die Otter sind ja schon mit OTTIs Spielewelt ein Stück weit eingezogen, aber die echten Otter kommen dann zur Sommersaison 2023. Mehr wird dazu aber noch nicht verraten, das wird ein riesiges Highlight und wir sind schon sehr gespannt, wie schnell sich die beiden in ihrem neuen Zuhause einleben.
Mehr Informationen gibt es übrigens unter der www.naturthermetemplin.de/umbau.
Das klingt alles sehr vielversprechend. Auf das Ergebnis dürfen wir gespannt sein! Gibt es außerdem noch andere Projekte für 2022 oder darüber hinaus?
EV: Kleine und große Projekte gibt es immer, wir arbeiten ja permanent an der Verbesserung unserer Angebote für die Gäste. Eine besondere Aktion erwartet uns aber direkt nach der Neueröffnung im Juli. Im Jahr 2020 wurde die Therme ja 20 Jahre alt und wir wollten das groß feiern, was aus bekannten Gründen leider nicht möglich war. Nun wollen wir das am 09.07.2022 mit einem großen Festival nachholen und quasi den 22. Geburtstag sowie die Neueröffnung feiern. Als besondere Gäste erwarten wir hier Culcha Candela und darauf freuen wir uns schon sehr. Wenn das so gut läuft, wie wir uns erhoffen und COVID uns lässt, führen wir vielleicht auch wieder regelmäßig kleine und große Veranstaltungen durch. In der jüngeren Vergangenheit waren ja bspw. unsere langen Nächte oder die Rutschmeisterschaft großartige Highlights. Wenn ich etwas weiter zurückschaue, gab es ja auf dem Gelände der Therme schon viele große Feste mit richtigen Stars. Lasst Euch überraschen…
Zum Abschluss möchte ich mich noch bei allen Kolleginnen und Kollegen der NTT sowie unseren externen Partnern bedanken, die mit dem Haus auch durch diese schwere Krise gegangen sind und täglich dafür sorgen, dass die Gäste zu uns kommen und sich bei uns wohlfühlen. Der Erfolg, den wir seit 2016 vor COVID hatten und auch die Tatsache, dass wir diese Krise bis hierhin gemeistert haben, ist eine Teamleistung und der Dank gebührt allen Mitarbeitenden und unseren Gästen, die uns bis heute die Treue halten.
Vielen Dank Herr Volkhardt für das Gespräch!
Das Interview führte Vanessa Sarre, Auszubildende Kauffrau für Tourismus und Freizeit in der NaturThermeTemplin