Aktuelle Herausforderungen
Energiekrise und laufender Umbau der Therme
Ein Interview zur derzeitigen Situation mit Geschäftsführer Ernst Volkhardt
Nachdem alle dachten, nach der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen käme endlich eine Zeit des Aufatmens, stecken wir nun mitten in der nächsten Krise. Steigende Energiepreise und ein hohe Inflation bringen viele Unternehmen in Bedrängnis.
Herr Volkhardt, was bedeutet die Situation für die Therme?
EV: Für Freizeiteinrichtungen bedeutet dies einen erneuten Einschnitt nach den schon genannten Herausforderungen mit COVID-19. Es ist ja nicht nur so, dass unsere Energie- und Einkaufspreise steigen, sondern auch die Energie- und Verbraucherpreise für unsere Gäste, was sicher zur Zurückhaltung bei Besuchen führen kann. Konkret bedeuten die Erhöhungen im Bereich Strom und Gas für uns als recht energieintensive Einrichtung natürlich erheblichen Mehraufwand bei den Energiekosten. Darüber hinaus steigen auch die Preise bei Waren und Dienstleistungen, die wir einkaufen – Energie betrifft ja nahezu alle Branchen und Unternehmen. Wir waren in der Vergangenheit schon sehr sparsam und effizient in unserer Einrichtung, bspw. durch Wärmerückgewinnung oder Filterung von Wasser. Nun schauen wir nochmal intensiver auf alles und versuchen einzusparen. Das ist aber irgendwann endlich, sonst müsste man den Energieträger wechseln – was derzeit aufgrund unklarer Prognosen, fehlender Materialien und zum Teil hoher Investitionskosten schwierig ist – oder aber einzelne Angebote der Einrichtung stilllegen.
Bleibt die Therme weiterhin geöffnet?
EV: Derzeit gibt es keine Vorgaben der Landes- oder Bundesregierung Freizeiteinrichtungen zu schließen. Wir sind immer mit der Stadt Templin als unserem Gesellschafter in Gesprächen dazu, sind uns aber einig, dass wir nicht im vorauseilenden Gehorsam schließen werden. Wenn es gesetzliche Vorgaben gibt oder wir uns gemeinsam aufgrund einer Notlage zu einer Schließung entscheiden, halten wir uns daran. Ansonsten werden wir die Einrichtung offenhalten. Auch um den Gästen noch ein wenig Normalität, Entspannung und Freude zu bringen.
Planen Sie Einschränkungen im Betrieb wie die Absenkung der Temperaturen im Bad oder die Schließung der Sauna?
EV: Aktuell haben wir keine Absenkungen bei den Temperaturen durchgeführt, ebenso sind die Saunen geöffnet – im Gegenteil, wir eröffnen ja sogar unsere neue Sauna noch vor den Oktoberferien Berlin/Brandenburg. Wobei dann baubedingt weiterhin zwei Außensaunen geschlossen bleiben und wir die neue Aufgusssauna sowie die Erdsauna im Außenbereich betreiben werden. Für die Zukunft schließen wir aber nichts aus, da zum heutigen Tag niemand sagen kann, wie sich die Lage am Energiemarkt weiterentwickelt.
Müssen Kunden sich in absehbarer Zeit auf steigende Preise in der Therme einstellen?
EV: Ich gehe mal kurz etwas zurück: wir hatten vor COVID-19 viele Jahre die Preise nicht angepasst und alle Kostensteigerungen in den vergangenen Jahren selbst abgefangen, mussten das aber angesichts der Einschränkungen bei COVID-19 ändern. Wir haben aufgrund der Kapazitätseinschränkungen im ersten Jahr moderat den Grundtarif angepasst und den Wochenendzuschlag erhoben – dies vornehmlich um die Besucher mehr in die Woche zu lenken. Mehr haben wir nicht angepasst, auch nicht im Nachhinein. Daher bin ich immer etwas verwundert, wenn Gäste in Bewertungen jetzt von Preissteigerungen schreiben. Darüber hinaus ist wichtig zu sagen, wir liegen im Bereich der Freizeitbäder und Thermen im Land Brandenburg im Mittelfeld mit unseren Preisen. Einige Kolleginnen und Kollegen haben da deutlich mehr angezogen.
Nun befinden wir uns in der Phase der Attraktivierung, bauen um und neue Angebote auf. Daher hatten wir frühestens für 2024 neue Preise angedacht. Mit Beginn der Energiekrise hat sich die Lage jedoch deutlich geändert und wir können zum heutigen Tag nichts ausschließen. Wir werden nach den anstehenden Oktoberferien die Lage nochmal sehr genau anschauen und versuchen, die Entwicklung ein Stück weit zu antizipieren. Wie ich aber weiter oben schon sagte, sind wir uns über die Herausforderungen unserer Gäste mit den Preisen im täglichen Leben durchaus bewusst und werden dementsprechend sensibel mit möglichen Anpassungen vorgehen.
Im Frühjahr 2022 hat sich die Therme wegen Umbauarbeiten in eine 3-monatige Schließzeit verabschiedet. Nach der Wiedereröffnung im Juli gehen die Bauarbeiten weiter, was bei vielen Gästen zu Unmut führt. Hängen die Verzögerungen mit der aktuellen Situation zusammen?
EV: Ja und nein. Es war von Beginn an so geplant, dass es Maßnahmen gibt, die während einer geschlossenen Einrichtung stattfinden müssen und dass es Maßnahmen gibt, welche während des Betriebes weiterlaufen. Bspw. war es klar, dass die Gestaltung des Saunagartens, der Aufbau des Saunahauses oder aber der gesamte Aufbau im Außenbereich des Solebades nicht in drei Monaten stattfinden kann. Im Solebad bauen wir ein neues Kinderspielhaus, einen Außenspielplatz, ein Gradierwerk und das Ottergehege – sowas funktioniert niemals in drei Monaten, wird dann aber im Frühjahr/Sommer 2023 fertig sein und unser Angebot als Familieneinrichtung abrunden. Es ist aber auch so, dass es einige Verzögerungen gab, bspw. weil Gewerke nicht schnell genug gearbeitet haben oder es an Material gemangelt hat. Nun freuen wir uns aber, zu den Ferien Berlin/Brandenburg das neue Saunahaus in Betrieb zu nehmen und auch die zusätzlichen Duschen im Solebad nutzen zu können.
Wie reagieren Sie, wenn Gäste sich über die andauernden Bauarbeiten beschweren?
EV: Ebenso wie auch bei anderen Beschwerden stellt sich zuerst die Frage: haben wir den Grund zu verschulden und hätten den Gast vorab darüber informieren müssen? In diesem Fall ist es so, dass wir bereits weit vor den Maßnahmen auf den Umbau und den zeitlichen Ablauf hingewiesen haben, sowohl auf unserer Webseite als auch in den sozialen Medien. Und das tun wir auch weiterhin. Es gab mehrere Videos, mehrere Postings, eine Unterseite auf unserer Webseite und immer aktuelle Informationen auf der Startseite unserer Seite. Darüber hinaus weisen wir auch in den Foyers unserer Einrichtung mit Bildern auf die Maßnahmen hin. Ich weiß, man sieht manchmal Informationen und Hinweise nicht, aber wir haben diese doch sehr intensiv an unsere Gäste verteilt. Wenn es doch mal zu kurzfristigen Einschränkungen im Angebot kommt, welche wir nicht ausreichend kommuniziert haben, arbeiten wir bspw. mit Kulanzen oder auch Gutscheinen für einen Folgebesuch.
Wann werden die Bauarbeiten an der Therme voraussichtlich abgeschlossen und alles vollumfänglich ohne Baustellenatmosphäre nutzbar sein?
EV: Ich freue mich sehr, dass wir Mitte 2023 alles planmäßig fertiggestellt haben sollten, sofern es nicht zu Einschränkungen bei Bauarbeiten oder Ähnlichem kommt. Das heißt wir gehen Stand heute mit einer deutlich verschönerten Einrichtung in die Sommersaison und erst recht in die dann anstehende Wintersaison. Ich kann nur im Sinne aller hoffen, dass sich auch die gesamtwirtschaftliche Situation bis dahin wieder etwas beruhigt und stabilisiert hat. Wir werden in jedem Fall alles tun, um auch während und nach dieser schwierigen Lage weiterhin für unsere Gäste da zu sein – und hoffen doch sehr, dass unsere Gäste uns auch die Treue halten.
Vielen Dank Herr Volkhardt für das Gespräch!